12. November 2019

SCHMOLZ + BICKENBACH leidet unter schlechter Marktlage

 

 

  • Absatzmenge in Q3 2019 aufgrund eines ausgeprägten und anhaltenden Nachfragerückgangs mit 405 Kilotonnen deutlich unter Vorjahresquartal mit 470 Kilotonnen
  • Bereinigtes EBITDA von EUR –32,9 Mio. spiegelt schlechte Marktlage wider (Q3 2018: EUR 41,8 Mio.)
  • In Q3 2019 mussten die Nettoaktiven der Business Units DEW, Ascometal, Finkl Steel und Steeltec um EUR 297,4 Mio. wertberichtigt werden
  • Positiver Free Cash Flow von EUR 6,0 Mio. dank der weiteren erfolgreichen Reduktion von Lagerbeständen, verglichen mit EUR –2,6 Mio. in Q3 2018
  • Nettoverschuldung bei EUR 724 Mio., leicht höher als zum Ende von Q2 2019 mit EUR 709 Mio.
  • Ausblick 2019: SCHMOLZ + BICKENBACH erwartet ein bereinigtes EBITDA von weniger als EUR 70 Mio.

 

CEO Clemens Iller sagte: „Nachdem bereits in der ersten Jahreshälfte eine spürbare Verschlechterung der Nachfrage zu beobachten war, brachen die Absatzmärkte im dritten Quartal auf breiter Basis ein. In einem insgesamt schwachen Marktumfeld stand die Automobilindustrie wie im ersten Halbjahr am stärksten unter Druck. Verstärkt wurde der von weltweiten politischen Unsicherheiten und teils eskalierenden Handelskonflikten ausgelöste Abschwung vom saisonal üblichen Nachfragerückgang in den ersten zwei Sommermonaten. Auch im September – einem Monat, in dem der Auftragseingang in einem normalen Marktumfeld wieder an Dynamik gewinnt – hielt die flaue Nachfrage an. Entsprechend schwach fiel das Ergebnis des dritten Quartals trotz einer Intensivierung der Kostensenkungsmassnahmen aus. Da seitens der Kunden keine zuverlässigen Prognosen für künftige Bestellungen abgegeben werden, haben wir unsere Erwartungen für das Geschäftsjahr im Oktober nach unten angepasst. Gleichzeitig haben wir eine Kapitalerhöhung angekündigt, um die finanzielle Basis des Unternehmens zu stärken.“

 

Finanzkennzahlen

 

 

Einheit

9M 2019

9M 2018 1)

Δ in %

Q3 2019

Q3 2018

Δ in %

 

 

 

 

 

 

 

 

Absatzmenge

Kilotonnen

1'442

1'595

– 9,6

405

470

– 13,8

Umsatz

Mio. EUR

2'361,8

2'517,2

– 6,2

670,1

780,0

– 14,1

Durchschnittlicher Verkaufspreis

EUR/t

1'637,9

1'578,2

3,8

1'654,6

1'659,6

– 0,3

Bereinigtes EBITDA

Mio. EUR

49,9

197,0

– 74,7

– 32,9

41,8

EBITDA

Mio. EUR

14,9

223,4

– 93,3

– 51,9

38,5

Bereinigte EBITDA-Marge

%

2,1

7,8

– 4,9

5,4

EBITDA-Marge

%

0,6

8,9

– 7,7

4,9

EBIT

Mio. EUR

– 360,4

142,7

– 376,0

11,7

Ergebnis vor Steuern

Mio. EUR

– 398,5

113,7

– 390,3

3,2

Konzernergebnis

Mio. EUR

– 432,8

92,4

– 419,9

– 3,7

Investitionen

Mio. EUR

82,3

67,6

21,7

34,6

31,7

9,1

Free Cash Flow

Mio. EUR

41,5

– 173,4

6,0

– 2,6

 

Einheit

30.9.2019

31.12.2018

Δ in %

30.6.2019 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Nettoverschuldung

Mio. EUR

723,5

654,8

10,5

709,3

 

 

Eigenkapital

Mio. EUR

223,8

707,7

– 68,4

670,0

 

 

Verschuldungsgrad (Gearing)

%

323,3

92,5

105,9

 

 

Nettoverschuldung/ber. EBITDA LTM (Leverage)

x

8,2

2,8

4,3

 

 

Bilanzsumme

Mio. EUR

2'013,6

2'531,8

– 20,5

2‘540,1

 

 

Eigenkapitalquote

%

11,1

28,0

26,4

 

 

Mitarbeitende zum Stichtag

Anzahl

10'451

10'486

– 0,3

10‘415

 

 

Capital Employed

Mio. EUR

1'460,8

1'739,5

– 16,0

1‘804,8

 

 

 

Einheit

9M 2019

9M 2018 1)

Δ in %

Q3 2019

Q3 2018

Δ in %

 

 

 

 

 

 

 

 

Konzernergebnis/Aktie 2)

EUR/CHF

– 0,46/– 0,51

0,10/0,12

– 0,44/– 0,49

0,00/0,00

Eigenkapital/Aktie 3)

EUR/CHF

0,24/0,26

0,75/0,88

0,24/0,26

0,75/0,88

Höchst-/Tiefstkurs

CHF

0,617/0,192

0,886/0,700

0,465/0,192

0,830/0,733

 

1) Einschliesslich Ascometal, vollkonsolidiert seit 1. Februar 2018

2) Konzernergebnis/Aktie basiert auf dem Ergebnis nach Abzug der den Anteilen ohne beherrschenden Einfluss zustehenden Ergebnisanteile.

3) Per 30. September 2019 sowie per 31. Dezember 2018

 

 

Luzern, 12. November 2019 – SCHMOLZ + BICKENBACH, ein weltweit führendes Unternehmen für Speziallangstahl, hat heute um 13,8 % niedrigere Absatzmengen von 405 Kilotonnen im Vergleich zu 470 Kilotonnen im dritten Quartal 2018 gemeldet. Da zudem die Verkaufspreise geringfügig nachgaben, war der Rückgang beim Umsatz mit 14,1 % auf EUR 670,1 Mio. von EUR 780,0 Mio. noch etwas stärker. Das bereinigte EBITDA stand bei EUR –32,9 Mio. nach EUR 41,8 Mio. in der Vorjahresperiode und die Nettoverschuldung bei EUR 723,5 Mio., leicht höher als zum Ende des zweiten Quartal 2019 mit EUR 709,3 Mio. Mit EUR 6,0 Mio. wurde ein positiver Free Cash Flow erreicht (Q3 2018: EUR –2,6 Mio.) und das Nettoumlaufvermögen konnte seit Jahresende 2018 um EUR 59,6 Mio. auf EUR 872,1 Mio. reduziert werden.

 

Geschäftsentwicklung im dritten Quartal 2019

Die Lage im Stahlmarkt hat sich nach einem bereits herausfordernden ersten Halbjahr weiter zugespitzt. Konnten im zweiten Quartal noch Hinweise für eine Verlangsamung des Nachfragerückgangs insbesondere aus der Autoindustrie erkannt werden, so fehlten diese im saisonal schwachen dritten Quartal gänzlich. Vielmehr schwächte sich die Nachfrage auch aus anderen wichtigen Endmärkten weiter ab und setzte die gesamte Stahlindustrie, aber auch deren Kunden in anderen Industrien unter nochmals höheren Druck.

 

Aufgrund des Einbruchs der relevanten Absatzmärkte im dritten Quartal wurde ein entsprechender Impairmenttest für immaterielle Vermögenswerte mit bestimmter Nutzungsdauer und Sachanlagen bereits per 30. September 2019 vorgenommen. Daher mussten die Nettoaktiven der Business Units DEW, Ascometal, Finkl Steel und Steeltec um EUR 297,4 Mio. wertberichtigt werden. In der Konzern-Erfolgsrechnung ist diese in der Position Abschreibungen und Wertminderungen erfasst. Die Wertminderungen sind in der Anhangsangabe 15 im Zwischenbericht Q3 2019 dargestellt.

 

Im dritten Quartal 2019 wurde mit 405 Kilotonnen um 13,8 % weniger Stahl abgesetzt als im Vorjahresquartal mit 470 Kilotonnen. Dieser Rückgang war vor allem auf um 17,0 % geringere Absatzmengen bei Qualitäts- & Edelbaustahl zurückzuführen. In dieser Produktgruppe schlug sich die Schwäche der Automobil- und der Maschinenbauindustrie deutlich nieder. Auch Werkzeugstahl wurde weniger verkauft als im gleichen Quartal des Vorjahrs. Im Gegensatz dazu konnte die Verkaufsmenge bei RSH-Stahl (rost-, säure- und hitzebeständiger Stahl) um 2,6 % gesteigert werden.

 

Der durchschnittliche Verkaufspreis je Tonne Stahl lag im dritten Quartal 2019 bei EUR 1’654,6 und war damit leicht unter jenem im Vorjahresquartal von EUR 1’659,6 und jenem des zweiten Quartals 2019 (EUR 1‘661,7). Der Rückgang ist auf den wachsenden Preisdruck und den niedrigeren Schrottpreis zurückzuführen.

 

Der Umsatz sank auf EUR 670,1 Mio. und war damit um 14,1 % niedriger als im Vorjahresquartal (EUR 780,0 Mio.). Der Rückgang ist in erster Linie der Produktgruppe Qualitäts- & Edelbaustahl mit einer Abnahme von 23,1 % zuzuschreiben. Der Umsatz mit RSH-Stahl sank um 3,6 %, jener mit Werkzeugstahl um 11,3 %.

 

Regional betrachtet musste gegenüber dem Vorjahresquartal in allen Regionen ein Umsatzrückgang hingenommen werden.

 

Das um Einmaleffekte bereinigte EBITDA lag mit EUR –32,9 Mio. unter dem Wert des Vorjahresquartals von EUR 41,8 Mio. Die Einmaleffekte beliefen sich auf EUR 19,0 Mio. und enthielten unter anderem Restrukturierungsrückstellungen von EUR 10,0 Mio. für geplante Massnahmen innerhalb der Business Unit DEW. Die Einmaleffekte eingeschlossen, sank das EBITDA auf EUR –51,9 Mio. von EUR 38,5 Mio. im dritten Quartal 2018.

 

Entsprechend lag die bereinigte EBITDA-Marge bei –4,9 % (Q3 2018: 5,4 %) und die EBITDA-Marge bei –7,7 % (Q3 2018: 4,9 %).

 

Das Finanzergebnis war mit EUR –14,3 Mio. negativer als im Vorjahresquartal mit EUR –8,5 Mio. Der Grund dafür ist die höhere Verschuldung. Das Ergebnis vor Steuern (EBT) lag bei EUR –390,3 Mio. (Q3 2018: EUR 3,2 Mio.).

 

Der Steueraufwand betrug EUR 29,6 Mio. und vergleicht sich mit von EUR 6,9 Mio. im Vorjahresquartal. Grund für den Anstieg ist die mit der Wertberichtung von Anlagen zusammenhängende Wertberichtigung der latenten Steueransprüche, die im Umfang von EUR 29,4 Mio. im Steueraufwand enthalten ist. Im dritten Quartal 2019 musste ein Konzernverlust von EUR 419,9 Mio. hingenommen werden, nachdem im dritten Quartal 2018 einer von EUR 3,7 Mio. verzeichnet wurde.

 

Der Free Cash Flow war im Vergleich zum dritten Quartal des Vorjahres dank der frühzeitig eingeleiteten Massnahmen zur Reduktion des Nettoumlaufvermögens – namentlich dem Abbau von Vorräten und Forderungen aus Lieferungen und Leistungen – positiv und erreichte EUR 6,0 Mio. nach EUR –2,6 Mio. im dritten Quartal 2018.

 

Die Nettoverschuldung, welche die kurz- und langfristigen Finanzverbindlichkeiten abzüglich der Zahlungsmittel und Zahlungsmitteläquivalente umfasst, lag mit EUR 723,5 Mio. über dem Wert vom 31. Dezember 2018 von EUR 654,8 Mio. Grund für den Anstieg ist in erster Linie die Erstanwendung von IFRS 16, welche die Nettoverschuldung um EUR 59,0 Mio. erhöhte. Die Nettoverschuldung im Verhältnis zum bereinigten EBITDA (Leverage, auf Basis der letzten zwölf Monate) stieg dementsprechend gegenüber dem 31. Dezember 2018 von 2,8 auf 8,2 an.

 

Ausblick auf das Geschäftsjahr 2019

Im Zuge der wirtschaftlichen Abkühlung, welche insbesondere in der produzierenden Industrie zu einem starken Rückgang der Geschäftstätigkeit geführt hat, ist die Stahlindustrie in schweres Fahrwasser geraten. Dieser Entwicklung konnte sich auch SCHMOLZ + BICKENBACH nicht entziehen. Nach der üblichen saisonalen Abschwächung in den Sommermonaten hat sich die Nachfrage im September zwar vom Tiefst im August erholt, dies jedoch deutlich geringer als erwartet. Eine spürbare Erholung von Bestellungseingang und Auftragslage ist auch in den ersten Wochen des vierten Quartals ausgeblieben.

 

Aufgrund dieser Entwicklungen geht das Unternehmen davon aus, dass das bereinigte EBITDA niedriger als EUR 70 Millionen ausfallen wird. Aufgrund der nochmals gestiegenen politischen und wirtschaftlichen Unsicherheiten sowie dem gegen Jahresende üblichen saisonalen Nachfragerückgang kann für das Geschäftsjahr 2019 keine genauere Prognose abgegeben werden.

 

SCHMOLZ + BICKENBACH wird weiterhin entschlossen den negativen Marktentwicklungen entgegensteuern und versuchen, die Auswirkungen auf das Unternehmen zu minimieren. Neben der Intensivierung der operativen Kostenverbesserungs- und Liquiditätserhaltungsmassnahmen plant das Unternehmen, noch in 2019 eine Kapitalerhöhung durchzuführen, um wieder eine nachhaltige Finanzstruktur herzustellen. Diese soll am 2. Dezember 2019 von den Aktionärinnen und Aktionären an einer ausserordentlichen Generalversammlung genehmigt werden.

 

Operativ wird das Hauptaugenmerk von SCHMOLZ + BICKENBACH auf die nächsten Schritte der industriellen Integration von Ascometal gerichtet sein. Mit der Übernahme wurden die Voraussetzungen geschaffen, um die Marktposition von SCHMOLZ + BICKENBACH mittel- bis langfristig weiter zu stärken. Diese Chance will das Unternehmen konsequent nutzen, während gleichzeitig an der Effizienz, Profitabilität und Optimierung der Lagerbestände gearbeitet wird. Ein weiterer Fokus liegt auf den Massnahmen zur Verbesserung der Ertragslage von Finkl Steel.

 

Darüber hinaus beabsichtigt SCHMOLZ + BICKENBACH, die Personalrestrukturierungsmassnahmen fortzusetzen, die überwiegend bei DEW eingeleitet wurden. Schliesslich wird das Unternehmen die Programme zur internen Leistungssteigerung («PIP») fortführen, um die Fixkostenbasis zu senken und die betriebliche Effizienz zu verbessern.

 

– ENDE

 

Für weitere Informationen:

 

Dr. Ulrich Steiner
Vice President Corporate Communications, Investor Relations & CSR

Telefon +41 (0)41 581 4120

u.steiner@schmolz-bickenbach.com